Als Folge von geografischen Entdeckungen in Übersee kamen die ersten Agaven nach Europa. Ihre Erscheinung erregte allgemeines Aufsehen in der Bevölkerung. Besonders das Aufblühen der großen Blütenstände von mehreren Metern Höhe mit Hunderten von duftenden Blüten riefen große Bewunderung bei der Allgemeinheit hervor.

Im Jahre 1670 blühte die erste schlesische Agave im Schlossgarten von Głogówek auf. Man weiß, dass sie damals bereits über 39 Jahre alt war, da es bekannt ist, dass sie im Jahre 1631 in Głogówek, damals Oberglogau, gepflanzt wurde. Der Blütenstamm war über fünf Meter hoch und trug 208 Blüten. Nach dem Aufblühen stirbt eine Agavenpflanze und dies geschah auch mit diesem Exemplar.

Das Aufblühen und der Tod der Agave fiel zeitlich fast gleich zusammen mit dem tragischen Tod des fünfzehnjährigen Georg Wilhelm (1660-1675), des Fürsten von Legnica und Brieg und damit letzten schlesischen Herzog aus dem Piastenhaus. Das Bildnis der Sukkulente zusammen mit dem Satz „Dum fluori morior“, was so viel wie „Ich verwelke bzw. sterbe, indem ich blühe“ bedeutet, wurde auf die Bestattungsmedaille zu Ehren von Georg Wilhelm geprägt. Auf dieser Weise wurden die beide Todesfälle auf poetische Weise miteinander verknüpft – der junge Herzog, der gerade das Leben verloren hat und die Agave, aus der das Leben mit ersten fallenden Blütenblättern entfloh, während ein Teil der Blüten noch in Knospen stand.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Monografie von Marzanna Jagiełlo und Wojciech Brzezowski mit dem Titel „Gärten in Schlesien, Band 1: Vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert“, erschienen im Verlag der Technischen Universität Wrocław im Jahr 2014. Wir empfehlen Ihnen dieses Werk von ganzem Herzen.